(Bild: Quelle; Text hinzugefügt)
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid.“ (Matthäus 5:43-45).
Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Auf den ersten Blick ist dies ein merkwürdiges Zitat, das Jesus hier verwendet. Im Alten Testament kann ich dieses Zitat nirgends finden. In der Menge-Übersetzung der Bibel wird zwar auf die vermeintliche Schriftstelle verwiesen (siehe Matthäus 5:43 Menge-Bibel), aber da steht nichts von hassen, sondern nur von lieben (3. Mose 19:18).
Worin kann die Lösung liegen, dass im Alten Testament nirgends etwas darüber zu finden ist, dass man seinen Feind hassen soll? Jesus nimmt in seinen Reden öfters Bezug auf das Alte Testament, indem er sagt: „Es steht geschrieben …“ (Beispielhaft Lukas 4:8). Im oben zitierten Vers allerdings sagt er: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist …“! Das scheint mir die Erklärung zu sein. Sagt Christus `Es steht geschrieben´, dürfte es sich um ein Zitat aus dem Alten Testament handeln, sagt er aber `Ihr habt gehört, dass gesagt ist´, dürfte es sich um eine Lehre handeln, die von Israels religiösen Lehrern in Bezug auf das Konzept der `Nachbarn´ falsch interpretiert wurde, wonach Feinde nicht zu denen gehörten, die geliebt werden sollten. Wie hab ich mich über diese Erklärung gefreut, bis ich die Wiederholung der sogenannten Bergpredigt Jesu bei den Nephiten in Amerika gelesen habe. Da heißt es dann doch wieder: „Und siehe, es steht auch geschrieben: …“ (3. Nephi 12:43). Und nun? Etwas enttäuscht schlage ich dann noch die inspirierte Version der Bibel von Joseph Smith auf und lese: „Ye have heard that it hath been said, …“, also: `Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist, …´ (Mathew 5:45), wie es auch in der King James Version steht (Mathew 5:45). Ich lerne, dass ich nur ein Sohn meines himmlischen Vaters werden kann, wenn ich außer meinen Nächsten zu lieben, auch jene liebe, die mir nichts Gutes wollen! Ich kann sagen, dass ich mich viel wohler fühle, wenn ich auch für jene bete, die mir nicht wohlgesonnen sind – und das wirkt sich auch auf die Betreffenden aus! Über diesen Vers nachzudenken wurde ich angeregt durch den Artikel „Does God Have A Political Party?“
Wie stehst du zu diesem höheren Gebot der Liebe?