Kampf, Darstellung von Jorge Cocco
(Bild: Quelle)
„Aber siehe, die Strafgerichte Gottes ereilen die Schlechten, und es ist durch die Schlechten, dass die Schlechten bestraft werden; denn es sind die Schlechten, die den Menschenkindern das Herz zum Blutvergießen aufstacheln.“ (Mormon 4:5).
- Dieser Vers hebt hervor, dass Gott die Bösen durch andere Böse bestraft, was im gesamten Kapitel durch den ständigen Kreislauf von Gewalt und Vergeltung zwischen den Nephiten und den Lamaniten gezeigt wird.
Eine Zusammenfassung von Mormon 4:1-23:
Mormon 4:1-23 beschreibt eine Serie von verheerenden Kriegen zwischen den Nephiten und den Lamaniten, beginnend im Jahr 363 n. Chr. Die Nephiten ziehen gegen die Lamaniten, werden jedoch zurückgeschlagen und verlieren die Stadt Verwüstung (siehe Karte Land of Desolation). Wegen ihres Sieges über die Lamaniten in einer späteren Schlacht prahlen die Nephiten mit ihrer Stärke. Beide Völker bleiben in ihrer Schlechtigkeit verhaftet, und es kommt zu weiteren brutalen Schlachten, wobei Tausende auf beiden Seiten getötet werden. Die Nephiten verlieren zunehmend an Boden, während die Lamaniten die Oberhand gewinnen und schreckliche Grausamkeiten begehen, einschließlich des Opfers von Frauen und Kindern an ihre Götzen. Durch den Zorn über diese Opfer getrieben, schlagen die Nephiten die Lamaniten zwar zurück, doch schließlich geraten sie in eine ausweglose Lage. Die Nephiten verlieren immer mehr Land, bis sie nur noch fliehen können. Mormon erkennt, dass das Land dem Untergang geweiht ist, und sammelt deshalb die heiligen Aufzeichnungen, die Ammaron versteckt hatte, um sie vor der Zerstörung zu bewahren.
Die Schlechten bestrafen die Schlechten
In Vers 5 wird beschrieben, dass die Schlechten (in diesem Fall die Nephiten und die Lamaniten) einander bestrafen. Beide Völker befinden sich in einem Kreislauf der Gewalt und Schlechtigkeit, und Gott lässt zu, dass sie die Konsequenzen ihres Verhaltens tragen, indem sie sich gegenseitig bestrafen und zerstören.
Die Nephiten, die sich von Stolz und Sünde leiten lassen, erleiden Niederlagen durch die Lamaniten, die selbst von Grausamkeit und Götzendienst geprägt sind. Beide Völker verfallen zunehmend in Gewalt, und die Lamaniten werden zu einem Instrument der göttlichen Strafe für die Nephiten, während sie gleichzeitig ebenfalls in ihrer Schlechtigkeit verstrickt sind. Dieser Kreislauf zeigt, dass Gott durch das Böse andere böse Menschen bestraft, indem er zulässt, dass sie sich gegenseitig schaden.
Mit der eigenen Stärke prahlen
In Vers 8 prahlen die Nephiten mit ihrer eigenen Stärke, nachdem sie die Lamaniten besiegt und die Stadt Verwüstung zurückerobert haben. Diese Überheblichkeit hat schwerwiegende Folgen, die sich im weiteren Verlauf zeigen:
- Selbstüberschätzung und Stolz: Anstatt demütig zu bleiben und sich auf göttliche Hilfe zu verlassen, verlassen sich die Nephiten auf ihre eigene Stärke. Stolz führt dazu, dass sie sich von Gott entfernen, was ihre spirituelle und moralische Schwäche verstärkt.
- Fortschreitende Niederlagen: Trotz dieses kurzen Sieges bleiben die Nephiten in ihrer Schlechtigkeit verhaftet (Vers 10), was dazu führt, dass sie immer wieder von den Lamaniten geschlagen und vertrieben werden. Ihre Selbstüberschätzung verhindert Umkehr und Demut, die notwendig wären, um göttlichen Beistand zu erhalten.
- Verfall in einen Teufelskreis: Das Prahlen mit eigener Stärke führt zu einem zyklischen Verlauf von Gewalt, Blutvergießen und Niederlagen. Die Nephiten geraten in einen Kreislauf, in dem Stolz, Gewalt und Zerstörung die Oberhand gewinnen, was schließlich zu ihrem Untergang beiträgt.
Diese Folgen zeigen, dass Stolz und Selbstüberschätzung die Nephiten geistig schwächen und sie anfälliger für Niederlagen und Zerstörung machen.
Niemals so große Schlechtigkeit
In Vers 12 wird betont, dass es niemals so große Schlechtigkeit unter allen Kindern Lehis gegeben habe wie in dieser Zeit. Diese Aussage hebt die außerordentliche Boshaftigkeit sowohl der Nephiten als auch der Lamaniten in dieser Phase hervor und deutet auf eine bisher nie dagewesene moralische Verkommenheit hin.
Im Kontext anderer heiliger Schriften lässt sich diese Schlechtigkeit in mehrfacher Hinsicht vergleichen:
- Korruption und Kriegslust: In 3. Nephi 6:17-18 wird eine ähnliche moralische Verfallenheit beschrieben, als das Volk in Selbstgerechtigkeit und Stolz verfiel, was schließlich zur Zerstörung durch Kriege und Unruhen führte. Die Schlechtigkeit zu Mormons Zeit scheint jedoch noch extremer zu sein, da sich das Volk nicht nur der Gewalt hingibt, sondern sogar Freude am Blutvergießen hat (Mormon 4:11).
- Verhärtete Herzen: In 1. Nephi 17:45 spricht Nephi über die Verhärtung der Herzen seiner Brüder, was sie daran hinderte, die Worte des Herrn zu verstehen. In Mormon 4 wird jedoch deutlich, dass die Verhärtung des Herzens in einem beispiellosen Maß stattgefunden hat, da sowohl die Nephiten als auch die Lamaniten sich beständig am Blutvergießen erfreuten (Vers 11), was auf ein völliges Verlangen nach Zerstörung und Grausamkeit hindeutet.
- Götzendienst und Menschenopfer: Ein weiteres Zeichen der extremen Schlechtigkeit in Mormon 4 ist der Götzendienst und das Opfer von Frauen und Kindern an Götzen (Vers 14 und Vers 21). Dies erinnert an Praktiken, die in alten Zeiten im Alten Testament verurteilt wurden, wie etwa in 2. Könige 21:6, wo König Manasse seine Kinder opfert, was als abscheuliche Sünde betrachtet wird. Diese Sünden sind auch im Buch Mormon früher vorgekommen, jedoch scheint die Schlechtigkeit zu dieser Zeit ihren Höhepunkt erreicht zu haben.
- Unbußfertigkeit trotz Niederlagen: In Ether 15:19, am Ende der Jareditischen Zivilisation, sehen wir eine ähnliche Unbußfertigkeit, selbst im Angesicht der völligen Vernichtung. In Mormon 4 sehen wir ebenfalls, dass die Nephiten trotz ihrer Verluste nicht von dem Bösen umkehren (Vers 10). Diese unaufhörliche Weigerung zur Umkehr trotz ständiger Niederlagen und göttlicher Strafen kennzeichnet eine besonders tiefe spirituelle Verhärtung.
Zusammengefasst liegt die beispiellose Schlechtigkeit in Mormons Zeit in der Kombination aus Verhärtung der Herzen, Freude an Gewalt, Götzendienst und totaler Ablehnung der Umkehr, selbst angesichts wiederholter göttlicher Warnungen und Bestrafungen. Dies alles hebt die Nephiten dieser Zeit in besonderem Maße negativ von früheren Generationen ab.
Folgen der Götzenopfer
Die Götzenopfer der Lamaniten, beschrieben in Versen 14 und 15, hatten mehrere schwerwiegende Folgen:
- Opferung von Frauen und Kindern: In Vers 14 wird geschildert, dass die Lamaniten Frauen und Kinder der Nephiten gefangen nahmen und sie ihren Götzen opferten. Dies war nicht nur eine schreckliche Tat der Gewalt, sondern auch ein Ausdruck tiefster religiöser und moralischer Verderbtheit. Die Opferungen zeigen die extreme Entfremdung der Lamaniten von göttlichen Geboten und stellen eine zutiefst abstoßende Tat gegen das menschliche Leben dar.
- Zorn und Vergeltung der Nephiten: Diese abscheulichen Taten führten zu einer starken emotionalen Reaktion bei den Nephiten. In Vers 15 heißt es, dass die Nephiten von außerordentlichem Zorn erfasst wurden, weil die Lamaniten ihre Frauen und Kinder geopfert hatten. Dieser Zorn trieb sie dazu, erneut gegen die Lamaniten zu kämpfen, diesmal mit überaus großem Zorn. Dieser Zorn über das Unrecht führte die Nephiten zu einem brutalen Gegenschlag, bei dem sie die Lamaniten besiegten und aus ihrem Land vertrieben.
- Kreislauf der Gewalt: Das Götzenopfer der Lamaniten trug wesentlich zur Fortsetzung des Kreislaufs von Gewalt und Vergeltung zwischen den beiden Völkern bei. Die Tat brachte den Nephiten eine kurzfristige militärische Vergeltung, jedoch keine dauerhafte Lösung. Stattdessen verstärkte sich die Feindseligkeit und der Hass zwischen den Nephiten und Lamaniten, was zu weiteren Kämpfen und Zerstörungen führte. Die Opferungen führten also nicht zu einer Lösung, sondern zu einer Eskalation des Konflikts.
- Spiritueller Verfall und Verhärtung der Herzen: Solche extremen Handlungen, sowohl auf Seiten der Lamaniten (Götzenopfer) als auch der Nephiten (Rache in Zorn), spiegeln den tiefen spirituellen Verfall beider Völker wider. Beide waren in einem Zustand, in dem ihr moralisches Handeln von Zerstörung und Gewalt geprägt war, was die Aussicht auf Umkehr und göttlichen Beistand weiter schwächte. Dieser Verfall trug zum schrittweisen Untergang beider Völker bei.
Insgesamt führten die Götzenopfer der Lamaniten zu verstärktem Hass und Gewalt, einer Eskalation des Konflikts und einer weiteren moralischen und spirituellen Degeneration beider Völker.
Lehren die wir ziehen können
Die Ereignisse in Mormon 4:1-23 enthalten zeitlose Lehren, die im Kontext der heutigen Welt, geprägt von Konflikten und Kriegen, besonders relevant sind:
- Der Kreislauf von Gewalt und Vergeltung: Ein zentrales Thema dieses Kapitels ist der destruktive Kreislauf von Gewalt, Rache und Vergeltung. Sowohl die Nephiten als auch die Lamaniten sind in einen Teufelskreis aus Angriffen und Vergeltungsschlägen gefangen, der letztlich zu ihrem Untergang führt. Dies erinnert uns heute daran, dass Gewalt nur noch mehr Gewalt hervorruft und langfristig zur Zerstörung aller Beteiligten führt. Die Lektion für uns ist, dass Frieden nur durch Versöhnung, Dialog und das Vermeiden von Vergeltung erreicht werden kann.
- Stolz und Selbstüberschätzung: Die Nephiten prahlen mit ihrer eigenen Stärke, nachdem sie einen Sieg errungen haben (Vers 8). Diese Überheblichkeit führt zu ihrem spirituellen und militärischen Niedergang. In unserer Zeit der Kriege und geopolitischen Spannungen zeigt dies, dass Stolz und das Vertrauen auf militärische Macht alleine nicht zu dauerhaftem Frieden führen. Stattdessen sind Demut, Zusammenarbeit und das Erkennen der eigenen Schwächen entscheidend für nachhaltige Lösungen und Stabilität.
- Verhärtete Herzen und Freude an Gewalt: In Vers 11 wird beschrieben, dass die Menschen sich beständig an Blutvergießen erfreuten und ihre Herzen verhärtet waren. Auch heute besteht die Gefahr, dass Menschen in Kriegen und Konflikten abstumpfen, ihre Menschlichkeit verlieren und Gewalt als normal oder unvermeidlich ansehen. Die Lehre hier ist, dass wir unsere Herzen weich und empfänglich für Mitgefühl und Frieden halten müssen, um nicht in Gleichgültigkeit und Grausamkeit zu verfallen.
- Götzendienst und moralischer Verfall: Die Götzenopfer der Lamaniten (Vers 14) zeigen eine tiefgreifende moralische Entartung. In unserer Zeit kann „Götzendienst“ auch in anderer Form auftreten, etwa durch die Verehrung von Macht, Geld oder Ideologien, die menschliche Würde und Leben opfern. Diese Lehre erinnert uns daran, unsere Prioritäten richtig zu setzen, menschliches Leben und moralische Werte über weltliche Ziele zu stellen.
- Umkehr und Vergebung: Trotz ihrer Niederlagen kehren die Nephiten nicht von ihrer Schlechtigkeit um (Vers 10). Diese fehlende Umkehr ist ein zentraler Grund für ihren fortschreitenden Niedergang. Auch in der heutigen Welt müssen wir erkennen, dass Umkehr – sowohl individuell als auch kollektiv – unerlässlich ist, um Frieden zu finden. Vergebung, Selbstreflexion und das Streben nach besseren Wegen sind der Schlüssel, um aus Konflikten herauszukommen.
- Der Einfluss der Schlechten aufeinander: Vers 5 zeigt, dass Gott oft durch die Schlechten die Schlechten bestraft. In heutigen Konflikten sehen wir oft, dass zerstörerische Ideologien oder Hass auf beiden Seiten zu gegenseitigem Leid führen. Die Lehre ist, dass Schlechtigkeit sich oft selbst zerstört, und nur durch den Ausstieg aus diesem Kreislauf kann Frieden gefunden werden.
Zusammenfassend: Die Lektionen aus Mormon 4 für die heutige Zeit lehren uns die Gefahren von Stolz, Gewalt und moralischem Verfall und betonen die Wichtigkeit von Umkehr, Demut und Vergebung. In einer Welt, die von Kriegen und Konflikten geplagt ist, müssen wir uns aktiv für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit einsetzen, anstatt uns von Zorn und Vergeltung treiben zu lassen.
Welche Beispiele kennst du, wo die Schlechten die Schlechten bestrafen?