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“Hierauf ging einer von den Zwölfen namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern 15 und sagte: „Was wollt ihr mir geben, daß ich ihn euch in die Hände liefere?” Da zahlten sie ihm dreißig Silberstücke**) aus (Sach. 11,12). 16 Von da an suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überliefern (= zu verraten).” (Matthäus 26:14-16).
Im gestrigen Blogbeitrag wurde an zweiter Stelle in der Aufzählung der Ereignisse in der Karwoche, der Spy Wednesday genannt.
Der Begriff „Spy Wednesday“ (auf Deutsch auch „Späher-Mittwoch“) wird in englischsprachigen Ländern für den Mittwoch der Karwoche verwendet. Die Bezeichnung “Spy Wednesday” leitet sich von der Tatsache ab, dass Judas als eine Art Spion in die Mitte der Jünger eindrang. Der Name bezieht sich auf die biblische Erzählung, dass an diesem Tag Judas Iskariot einen Pakt mit den Hohenpriestern einging, um Jesus zu verraten (Matthäus 26:14–16; Markus 14:10–11).
Die Evangelien berichten, dass Judas an diesem Mittwoch zu den Hohenpriestern ging und mit ihnen eine Vereinbarung traf, Jesus für 30 Silberstücke zu verraten (Matthäus 26:14–16). Die 30 Silberstücke, die in den Evangelien als die Belohnung für den Verrat Jesu durch Judas Iskariot erwähnt werden, haben eine symbolische und historische Bedeutung:
- Der Wert der 30 Silberstücke entsprach nach biblischer Überlieferung dem Preis, den ein Sklave wert war. Es wurde in Anlehnung an den Propheten Sacharja als der Preis für einen „wertlosen“ oder „verworfenen“ Sklaven betrachtet (Sacharja 11:12–13). Die 30 Silberstücke wurden also zu einem tragischen Symbol für Verrat und den geringen Wert, der Judas für dessen Verrat zugeschrieben wurde. Die 30 Silberstücke waren der symbolische Preis für einen „wertlosen“ oder „verworfenen“ Sklaven, wie es in der alttestamentlichen Prophetie im Buch Sacharja beschrieben wurde. Diese symbolische Handlung betonte den Verrat und die Geringschätzung, die Judas durch seine Handlung ausdrückte. Es war nicht als Aussage über den Wert von Jesus Christus gemeint, sondern über die geringe Wertschätzung, die Judas durch seine Entscheidung zeigte.
Der Verrat durch Judas führte schließlich zur Verhaftung und Kreuzigung Jesu Christi, was eine zentrale Rolle in der christlichen Lehre über die Erlösung und den Opfertod Jesu spielt.
Nach der biblischen Überlieferung wollte Judas Iskariot das Geld zurückgeben. Sie nahmen es nicht an und Judas warf es in das Tempelhaus. Das konnten die Hohenpriestern nicht dulden, da es Blutgeld war und sie kauften damit den sogenannten „Töpferackerl“ oder „Blutackerl“ (Matthäus 27:3-10; Sacharja 11:12-13). Es handelte sich dabei wahrscheinlich um einen Acker, der entweder für das Begräbnis von Fremden oder als ein Feld für die Töpfer benutzt wurde. Die genaue Bedeutung des Ausdrucks „Töpferackerl“ ist nicht eindeutig, und es gibt verschiedene Interpretationen.
„Spy Wednesday“ wird in einigen christlichen Traditionen als Tag der Betrachtung des Verrats und der Undankbarkeit angesehen. Gemeinden können Gottesdienste abhalten, die sich auf diese Thematik konzentrieren, und Gläubige können diesen Tag nutzen, um über die Bedeutung des Verrats und des Leidens in der Karwoche nachzudenken. Es ist wichtig zu beachten, dass der Begriff „Spy Wednesday“ selbst möglicherweise nicht in allen christlichen Traditionen gebräuchlich ist, und die spezifischen Bräuche und Gottesdienste können je nach Konfession variieren.
Nach den biblischen Erzählungen hatte Judas Iskariot unterschiedliche Beweggründe für seinen Verrat an Jesus. Die Evangelien bieten verschiedene Perspektiven auf die Motive von Judas, und es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Hier sind einige der möglichen Gründe, die in den Evangelien angedeutet werden:
- Geldgier: In Matthäus 26:14–16 und Markus 14:10–11 wird erwähnt, dass Judas von den Hohenpriestern 30 Silberstücke als Belohnung für den Verrat Jesu annahm. Dies deutet darauf hin, dass Geldgier ein möglicher Faktor für seinen Verrat war.
- Unzufriedenheit mit Jesus‘ Handlungen: In Johannes 12:4–6 wird berichtet, dass Judas Unzufriedenheit darüber äußerte, dass teures Salböl verschwendet wurde, das angeblich für die Armen hätte verkauft werden können. Dies könnte auf eine Unzufriedenheit mit Jesus‘ Prioritäten hindeuten.
- Enttäuschung über Jesu Königtum: Einige glauben, dass Judas sich möglicherweise von Jesus enttäuscht fühlte, weil er nicht die politische Macht ergriff, um Israel von der römischen Besatzung zu befreien. Judas könnte gehofft haben, dass Jesus sich als politischer Befreier erweisen würde.
- Möglicher Einfluss von Satan: In Lukas 22:3 wird erwähnt, dass Satan in Judas fuhr, um ihn dazu zu bewegen, Jesus zu verraten. Dies lässt Raum für die theologische Interpretation, dass es eine spirituelle Komponente gab, die den Verrat beeinflusste.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Beweggründe von Judas Iskariot letztendlich nicht vollständig verstanden werden können. Die Evangelien bieten unterschiedliche Einblicke, und viele Details bleiben unklar. Judas‘ Handlung steht als ein tragisches Beispiel für Verrat und menschliches Versagen in der christlichen Tradition.
Welche Beweggründe hatte deiner Meinung nach Judas wohl für den Verrat an Jesus?