Battle Scene by Sebastiaen Vrancx. Image via Wikimedia Commons.
(Bild: Quelle)
Moroni entnimmt dem Bericht des jareditischen Propheten Ether weiter: „Und so rasch und schnell war der Krieg, dass niemand übrig blieb, die Toten zu begraben, sondern sie marschierten von Blutvergießen zu Blutvergießen und ließen die Leichen der Männer, Frauen und auch Kinder auf dem Land verstreut zurück, den Würmern des Fleisches zur Beute. 23 Und der Gestank davon zog über das Land hin, ja, über das ganze Land; darum machte der Gestank davon dem Volk bei Tag und bei Nacht zu schaffen.“ (Ether 14:22-23).
So rasch und schnell war der Krieg, dass niemand übrig blieb, die Toten zu begraben. Es ist verständlich, dass so vermodernde Leichen zu unerträglicher Geruchsbelastung führt. Auch nicht auszudenken so etwas mitzumachen, und dann noch in Erinnerung an die eigenen Lieben, die dort, ohne versorgt zu werden, zu Liegen gekommen sind, und in Gedanken zu haben, dass ihre toten Körper dem Fraß der Würmer dienten (siehe auch Jesaja 14:9-11). Diese Tatsache wurde auch durch Limhis Erkundungsmannschaft bestätigt, die dieses Gebiet fanden, ebenso auch die Aufzeichnungen Ethers (Mosia 8:8-9).
Es gibt noch andere Gründe, weshalb diese unbegrabenen Toten so belastend für das überlebende Volk waren. Im Alten Testament wurden die Menschen auch schon davor gewarnt, dass sie sterben, und wenn sie nicht umkehren würden, ihre Körper, anstatt ordnungsgemäß begraben zu werden, von wilden Tieren gefressen werden würden. Anlässlich einer großen Dürre in Juda, aufgrund Abwendung von Gott und Ermordung der nicht von Gott gesandten Propheten, erhob das Volk ein Klagegeschrei. Der Herr lässt Jeremia wissen, dass Hingestreckte auf den Straßen liegen und nicht begraben werden würden (Jeremia 14:16). In einem weiteren Wort an Jeremia lässt ihn der Herr wissen, dass das Volk seine Toten nicht beklagen und nicht begraben, sondern sie als Dünger auf dem Acker liegen lassen würde (Jeremia 16:4-6). Von vielen Völkern wurde so etwas nicht nur als Tragödie angesehen, sondern als Schande und als Hinweis auf göttliches Gericht. Solch ein Urteil würde sich auf das Leben nach dem Tod übertragen. Das ideale Leben nach dem Tod war in der hebräischen Bibel an das Grab gebunden. Das Fehlen einer Bestattung konnte also dazu führen, dass man im Jenseits seine Identität verlieren und ziellos umherwandern würde, ohne Verbindung zur Welt der Lebenden. Nach mesopotamischen Texten würde sich ein von wilden Tieren verschlungener Toter vielleicht sogar in der Welt der Dämonen wiederfinden (Genaueres lies gerne hier nach). Ich lerne, dass mich, wenn ich mich völlig von Gott abwende und nicht Umkehr übe, selbstverschuldetes Verderben erwartet – ob in diesem, oder im kommenden Leben (Ether 11:6-12).
Welche Empfindungen hast du bei dem Gedanken, dass Tote nicht bestattet, sondern auf der Erde aufgehäuft liegen bleiben würden?